Es gibt keinen Wesensunterschied zwischen dem Künstler und dem Handwerker. Gnade des Himmels lässt in seltene Lichtmomenten, die jenseits seines Willens stehen, unbewusst Kunst aus dem Werk seiner Hände erblühen. Die Grundlage des Werkmäßigen aber ist unerlässlich für jeden Künstler. Dort ist der Urquell des schöpferischen Gestaltens.
Walter Gropius, Bauhaus
1962
in Nürnberg geboren, wohnhaft in Schwabach
1980
Übersiedlung in die USA, Colorado
1981-89
Studium der Mathematik und Naturwissenschaften,Bachelor of Liberal Arts, University of Colorado
Studien der graphischen Gestaltung und der Plastik,College of Fine Arts, UCD
Studium der Anthroposophie und Pädagogik in New York, Masters of Education
1989
Rückkehr nach Franken
1989-92
kunstpädagogische Studien an der Universität Nürnberg- Erlangen
Aufbau des Ateliers in Büchenbach
1991
Geburt von Sohn Adrian
1992-94
kunsthandwerkliche Ausbildung als Kunstglaser und Glasgestalter, Firma Derix – Taunusstein
Glasfachschule Hadamar
seit 1995
freischaffend
1997
Geburt von Tochter Amelie
2005/06
Neubau eines Ateliers in Büchenbach
2013
Neubau eines Ateliers in Rednitzhembach
Ausstellungen (Auswahl):
- Interfaith Center in Denver, Colorado
- Threefold Auditorium Spring Valley, New York
- Galerie im Glasturm, Taunusstein
- Öko-Welt Messe, Nürnberg Messezentrum
- Kulturfabrik, Roth
- Kehrbach Galerie Schwabach
- Stadtgartenschau, Roth
- Kulturbrauerei Rothenburg o.T.
- Kunsthaus Nürnberg
- Fine Arts Institute Senzchen, China
Meine persönlichen Ansichten zur Kunst, zu Künstlern, zum Kunstgeschehen etc. …
… mal lapidar, mal zynisch, nicht immer tierisch ernst aber stets aus meinen Erfahrungen …
aus einem Interview mit Christian Steudtner aus dem Jahr 2001:
Name: Klaus-Leo Drechsel
Geboren: 1962 in Nürnberg
Wie viele Kinder? Aus wie vielen Ehen?:
2 Kinder, als die Kinder groß und das Haus gebaut war, haben wir geheiratet.
Über den Vater:
Dietrich Egon Drechsel lebt nach seiner ersten Ehe nun in zweiter Ehe in stabil-bürgerlichen Verhältnissen, Richter a.D., aus zwei Ehen summieren sich fünf Nachkommen. Erste Ehe mit meiner amerikanischen Mutter wird nach 15 Jahren und drei Kindern geschieden. Der amerikanischen Seite entspringt auch der „defekte irische Gen-Strang der Mickey-Familie“ (Zitat Vater).
Über die Mutter:
Dasa Alice Metzler, geborene Volk, entspringt einer Multimilionärs-Familie mit Tendenz zu diversen Psychosen, Neurosen und sonstigen erfolgsversprechenden Abarten der Psyche. Lebt jetzt nach zwei gescheiterten Ehen mit ihrem Künstlerfreund in bescheidenen, aber glücklichen Verhältnissen in Israel und den USA. Dieser Familie entspringen auch tragisch gescheiterte Künstlerseelen. Meine Mutter betreibt Profi-Philatelie (Briefmarkensammeln) und ist die erste Frau Israels die international Goldmedalien erhielt.
Lebenslauf (beschränke dich nicht nur auf die trockenen Fakten!):
Geboren 1962 in Nürnberg, in Schwabach aufgewachsen – in einer Umgebung mit viel Wald und Wiesen.
Abenteuerliche Kindheit mit zwei Geschwistern. Erster Preis eines Malwettbewerb in der 4. Klasse wird aber in der Familie nicht beachtet, da eine akademische Laufbahn erwartet wird. Erste schulische Probleme auf dem Gymnasium nach der Scheidung meiner Eltern. Meine Mutter zieht mit meiner Schwester nach Amerika zurück in ihre Heimat. Folge waren dann auch erhebliche Jugendsünden von Vandalismus bis Einstieg in die Drogenszene. Nach der 10. Klasse, mit beinahe 18 Jahren muss ich aufgrund rechtlicher Schwierigkeiten und auf Anraten meines Vaters das Land verlassen und siedle nach Amerika über. Meine Mutter zieht ein Jahr später mit ihrem zweiten Mann nach Israel und ich lebe in den Staaten fortan allein.
Völliger Bruch mit dem vorherigen Lebenswandel. Ich besuche nach dem High-School-Abschluss später die Universität und studiere Mathematik und Naturwissenschaften. Nach drei Jahren suche ich Ausgleich zu meinen wissenschaftlichen Fächern und belege zahlreiche Literatur und Kunstvorlesungen. Bald studiere ich nur noch begrenzt wissenschaftliche Fächer. Nach 4 Jahren entscheide ich mich für den schnellstmöglichen Abschluss und erhalte ein Jahr später mein Mathematik-Diplom.
Umzug nach New York um auf die anthroposophische Hochschule zu gehen. Nach 2 Jahren intensiven Studiums erhalte ich die Lehrbefugnis und arbeite ein Jahr als Waldorf-Lehrer. In der vorlesungsfreien Zeit arbeite ich in einem Kunstglas-Studio.
Nach diesem Jahr siedle ich wieder zurück in die Heimat und verkehre viel in Anthroposophen-Kreisen.
Kurz vor der Wende gehe ich ein halbes Jahr in Israel und Ägypten auf Reisen und kehre völlig überrascht, in ein neues, vereintes Deutschland zurück. Beginn meines Lehramtstudiums auf der Uni Nürnberg Erlangen, breche aber nach 2 Jahren das unsinnige Studium ab. Die Geburt meines Sohnes veranlasst mich meine Karriere in Deutschland neu zu überdenken, und ich entscheide mich für eine selbstständige Kreativ-Karriere. Jedoch entwickeln sich Problem mit der Handwerkskammer, da ich meine Entwürfe selbst fertige und verkaufe. Die Fertigung von Kunstglasfenstern jedoch fällt unter eine geschützte Handwerksrolle. Zwischen Kunsakademie und einer handwerklichen Lehre entscheide ich mich für die Kunstglaserlehre da der Beruf noch eine Sicherheit des Broterwerbs in Aussicht stellt. Ziehe nach Wiesbaden um in einer weltrenommierten Firma ein eingetragenes Handwerk zu lernen.
Danach lebte und arbeitete ich 16 Jahre lang in meiner Atelier-Wohnung in Tennenlohe-Büchenbach. Inzwischen teile ich mir noch mit meinem besten Freund und Stahlfachmann eine Stahlwerkstatt und Schmiede aus der so manche Stahl-Kunst-Arbeit hervorging. Im Jahre 2006 baute ich mir ein Glas-Atelier nach meinen Vorstellungen (könnte inzwischen noch größer sein) und genug Wohnraum um mit Frau und vier Kindern zu leben.
2013 dann der „Umbruch“: neues Atelier, größere Werkstatt, neuer, geräumiger Lebensmittelpunkt, Kinder „aus dem Haus“, zunehmend Aufträge im öffentlichen und sakralen Raum.
Was bedeutet für Dich Kunst allgemein?
Eine zweckfreie, überflüssige, doch notwendige Gestaltung und Ausführung einer Idee oder eines Konzepts zur Unterhaltung einer interessierten, gesellschaftlichen Minderheit welche damit ihre ästhetischen oder intellektuellen Bedürfnisse befriedigt.
Was bedeutet für dich speziell deine Kunst?
Meine Kunst entsteht aus einem persönlichen Schaffenszwang heraus. die ist die prinzipielle Maxime meines Schaffens. Folgend habe ich einen hohen Anspruch an Ästhetik im Erscheinen und in der Ausführung meiner Arbeit. Für mich sind meine freien Arbeiten die Manifestierung und Zur-Schaustellung meiner Träume und Visionen.
Hin und wieder entstehen durch Geistesblitze wahrhaft aussagestarke Arbeiten die für mich dann erfolgreich werden, wenn sie möglichst unterschiedlich interpretiert werden oder möglichst viele Menschen, aus welchen Motiven auch immer, darauf zu gehen. Kunst an der man vorbeiläuft hat ihren Sinn verfehlt. Es kommt stets darauf an was ich einer entsprechenden Arbeit für einen Stellenwert beimesse.
Ich halte nicht viel von der Aufgabe der Kunst den Menschen höhere Werte angedeihen zu lassen, oder dem erzieherischen Impetus, der der Kunst oft nachgesagt wird. Sie soll in erster Linie etwas sein auf die der Mensch zugeht, die ihn bewegt, wie auch immer.
Mit welchem Beruf würdest du dich bezeichnen?
Als freigeistlicher Gestalter mit Spieltrieb oder einfach technischer Bildhauer.
Kommst du mit diesem Beruf finanziell über die Runden?
Mal besser mal nicht so gut. Auf lange Sicht aber reicht es für Miete, Frau und Kinder, da die Frau besser mit verdient.
Mit welchen Materialien arbeitest du? Warum?
Glas und Edelstahl in erster Linie, dann Stahl, Keramik, Textil, Gummi. Glas wegen der wahren Lichtfarbe mit der man „malt“, Edelstahl weil es zeitlos, glänzend mit dem Glas harmoniert und dem Glas die nötige Statik verleiht, alle anderen Materialien weil sie so formbar sind und ganz anders wie das Glas.
Wie viele Werke stellst du momentan aus? Welcher Art sind die?
je nach Ausstellungsfrequenz jährlich zwischen 4 und 40 Arbeiten.
Letzte Gruppenausstellung mit drei neuen großen Arbeiten endete im Januar.
Nächste Ausstellung im Mai – Dauerausstellung im Atelier mit dutzende Arbeiten.
Wie ist die Resonanz auf die Werke
a) von Seiten der Öffentlichkeit:
Meine Arbeiten sind in erster Linie gefällig. Meinen Unterhalt verdiene ich mit den Auftragsarbeiten, nicht mit den freien Arbeiten. Die freien Arbeiten sammeln sich bei mir zuhause, in der Scheune oder sonstigen Lagern an. Meistens sind die freien Arbeiten auch zu teuer. Aufsehen erregen sie oft genug ( wenn man das Gerede so ernst nehmen darf).
b) von Kunst-“Kennern“ / Kritikern
Oft steht den Kunstkennern und Kritikern in meinen Arbeiten zu sehr das Handwerkliche im Vordergrund. Inzwischen habe ich eine Sparte von Arbeiten geschaffen, die das bewusst angeht und auf stereotype Erwartungen der Kunstszene antwortet. Die sozial-kritische Installationen unterscheiden sich sehr von meinen Main-Stream-Arbeiten. Mit diesen Arbeiten wurde mir anfänglich eine gewisse Plumpheit in der Aussage bemängelt. Meiner Ansicht nach sollte lediglich die Interpretationsmöglichkeit der Arbeit eingeschränkt werden. Eine freie Interpretation dieser Arbeiten hatte ich zuerst nicht im Sinn. Als ich die Kritik der plumpen Aussage dann noch auf die Spitze trieb bekamen diese Arbeiten plötzlich Preise und wurden stellenweise völlig konträr zu meiner Vorstellung interpretiert. Was mich ungemein erheitert.
Vielleicht erkennst Du ja aus den letzten Zeilen etwas von dem Spott das ich für Kunstkritiker übrig habe. Diese Leute zählen nicht zu den Kunstschaffenden sie schaffen lediglich eine Kunstwelt die gewissen Regeln und Tendenzen folgt. Ich sehe mich lieber frei arbeitend und räume der gebildeten, interessierten Öffentlichkeit ein deutlich höheres Maß an Kunstverständnis ein, als das oft von Kunstverwertern getan wird.
Ansonsten reagiere ich gerne heftig auf Grenzen, Grenzsetzungen und Abgrenzungen, vor allem im Bereich Kunst, Handwerk und Design. Dadurch lassen sich viele meiner Arbeiten nicht eindeutig zuordnen. Was mir eher schmeichelt, aber Kunstkenner neigen zu Zuordnungen und Ausgrenzungen – oftmals geht es dann nur darum was Kunst nicht sein darf. Auch ist die europäische Kunstwelt stark geprägt von einer elitären Selbstberechtigung basierend auf einer 200 Jahre alten Idee von Kant, welche Kunst nur über einen Künstler definieren kann. Künstler zu sein ist eine Einstellung, vielleicht noch Begabung und Berufung, aber es ist definitiv kein Bildungsweg.
Den Widerspruch habe ich, als Künstler lebend, zu schätzen gelernt. Im Gegensatz zu den naturwissenschaftlichen Studien ist in der Kunst keine Widerspruchsfreiheit verlangt. Ich glaube da liegt die Kunst dem (menschlichem) Leben wesentlich näher als die Wissenschaft.
Wirst du in irgendeiner Weise gefördert? Warum? Warum nicht?
Hauptsponsor ist meine Mutter – die gibt mir alle zwei Jahre einen Urlaub mit den Kindern. Ansonsten verlass ich mich auf meine Auftragsarbeiten. Förderungen erfordern einen hohen Zeitaufwand und sind in der Regel nicht für Quereinsteiger verfügbar.
Für einige, wenige Arbeiten bin ich mal mehr mal weniger erfolgreich auf Geldgebersuche. Das-Geld-finden machen andere oft besser als ich, vor allem wenn sie in der Politik oder Verwaltung sind.
Den Löwenanteil meiner freien Arbeiten finanziere ich selbstständig wenn ich der Meinung bin, das muss die Öffentlichkeit gesehen haben.
Durch was wird deine Kunst inspiriert (z.B. durch deinen Lebenslauf, alltäglich Beobachtungen o.ä.)?
Diese ist wohl die häufigste Frage die an einen Künstler gestellt wird. Ich find sie schon ziemlich abgedroschen. So als wolle man wissen was einen zu einem Künstler macht, wie er tickt, was macht einen Künstler zum Exoten. Es ist so als wird ein Mysterium des Künstlerdaseins erwartet und ich könne durch Äußerungen Einblicke hierzu gewähren.
Ich will Dich jetzt nicht enttäuschen, aber es gibt da nichts Greifbares das mich inspiriert. Manchmal glaube ich, ich verarbeite immer noch die Eindrücke und Erfahrungen meiner ersten dreißig Lebensjahre und werde das noch dreißig Jahre lang tun. Zu anderen Zeiten trinke ich einfach Whiskey mit meinem besten Freund und so kommen wir auf grandiose „Schnapsideen“. Wieder zu anderen Zeiten erschrecke ich von der Fülle an entartetem Gedankengut das bei mir im Dunkeln brodelt und zu unvorhersehbaren Lichtblicken ins Bewußtsein blitzt. Viele meiner Arbeiten zeichnen sich durch eine längere Entwicklung aus zeitlich zusammenhängenden Umständen ab. Die ansonsten völlig zusammenhangslosen Aspekte finden durch ihre Beeinflussung meiner Person einen gemeinsamen Nenner und werden dann durch den Entwicklungsprozeß konkretisiert.
Ich bin kein Alltagsbeobachter ich versuche höchstens bekannte Zusammenhänge andersartig zu arrangieren oder mich einfach blindlings in meine Träume und Visionen zu verlieren -das alles ziemlich inkonsequent.